Was soll ich in der "Mucki-Bude", ich bin doch schon über 50!?
...schlecht informiert! Gerade im mittleren und höheren Lebensalter ist der Profit von moderatem Krafttraining für Gesundheit und Fitness besonders groß! Warum?
Für die Erklärung muss man zunächst einmal verstehen, "was eigentlich mit unseren Muskeln beim Krafttraining passiert":
Etwas bemerkenswert Positives beim Krafttraining weiß man erst seit geraumer Zeit: ein Muskel, der mit deutlichem Krafteinsatz bis zur Erschöpfung rhythmisch kontrahiert wird - wie im Kraftzirkel üblich mit 1-3 Serien à 10-15 Gewichtsbelastungen - , dieser Muskel schüttet sog. Myokine aus, das sind EW-Körper, die als "Botenstoffe" im gesamten Körper Stoffwechselwirkungen entfalten, die u. a. einen Gefässschutz entwickeln, weil sie eine Endothelschutzwirkung auf die Arterien haben, die zudem einen Typ-2-Diabetes kurieren und insgesamt eine Art Anti-Aging-Wirkung besitzen.
Diese Botenstoffe haben Hormoncharakter, weil sie im Grunde über das Blut jede Zelle des Körpers erreichen. Zustande kommt diese Ausschüttung vordergründig durch die Sauerstoffnot, in die wir den Muskeln durch die rasche Folge von intensiven Kontraktionen bringen - während der Anspannung und Verkürzung der Muskelfasern drückt er nämlich seine selbstversorgenden eigenen Gefäße zu, die selbstversorgende Durchblutung wird unterbrochen, es resultiert kurzzeitig eine Sauerstoffnot, sozusagen für die betroffenen Muskelzellen eine Erstickungssituation. Mit den Botenstoffen, den Myokinen funkt der Muskel dann quasi SOS, durch die Botenstoffe entstehen Reparaturimpulse zur vermehrten Kapillarsprossung und zur Erhöhung der Zahl der Mitochondrien (Stoffwechsel-Organellen der Zellen), im Ergebnis wird damit die periphere Sauerstoffabschöpfung erhöht, bei gleicher Herz/Kreislaufleistung entnimmt der Muskel dem Blut mehr O2, er kann mehr leisten. Man spricht hier von einer Ökonomisierung der Körper-Peripherie. Diesen Mechanismus macht man sich heute sogar bei schwer Herzkranken zunutze, die man mit einem speziellen Intervalltraining an Kraftgeräten über eine solche Verbesserung der peripheren Sauerstoffabschöpfung leistungsfähiger macht - das kranke Herz selbst kann man meist bei diesen Patienten nicht mehr durch Trainingsmaßnahmen verbessern.
Durch die genannten starken periodischen Muskelanspannungen kommt es neben der Ausschüttung von Botenstoffen (den genannten Myokinen) auch zur Anlockung von Stammzellen, die zu einer Muskelzellvermehrung führen, was ebenfalls die Kraft des Muskels vermehrt.
Nach den neuen medizin. Erkenntnissen scheint die Skelettmuskulatur mit diesen Botenstoffen das größte Hormon-produzierende Organ unseres Körpers.
Man kann sich solche wertvollen Effekte auch zu Hause, im Büro oder sogar im Auto vor der roten Ampel einbauen (zu Hause Kniebeugen oder rhythm. Zehenstand bis zur beginnenden Schmerzwahrnehmung, im Auto 30x Schulterblätter zusammen pressen) - es müssen jeweils größere Muskelpartien gefordert sein. Als positiver Neben-Effekt resultiert bei solchen periodischen submaximalen Muskelanspannungen über die ausgeschütteten Botenstoffe auch noch eine geringe Erhöhung des Grundumsatzes über den ganzen Tag.
Also: ob 40, 60 oder 80 Jahre auf dem Buckel - ein vernünftig zusammengestellter Kraftzirkel in unserer "redbox" schafft auch bei Dir sehr viel mehr, als nur "Muckis"...
H. E.