Was macht Zucker mit uns und wo versteckt er sich überall?
Es gibt ein knappes Dutzend Zucker-Substanzen (Glucose, Fruktose, Laktose, Saccharose und sog. Mehrfachzucker wie Stärke). Nur einige davon schmecken süß wie die Fruktose in den Früchten, die im Haushalt gebräuchliche, überwiegend aus Rüben oder Zuckerrohr gewonnene Saccharose (ein zusammengesetztes Doppelmolekül aus Glucose und Fruktose) oder die Laktose der Milch. Andere lassen diesen süßen Geschmack vermissen wie alle Formen der Stärke, etwa in Kartoffeln, Reis, Brot und Nudeln. Bei der Verdauung werden diese mehrfach verbundenen Zuckermoleküle wieder aufgeschlossen und gelangen als Glukose ins Blut. Die Glucose ist dabei als Energieträger für unseren Stoffwechsel unerlässlich, speziell verbrennt unser Gehirn täglich mehr als 100 g davon, was etwa einer Menge von 25 Würfelzuckern entspricht! Diskrepant scheint dem Laien dabei, dass in unserem Blutkreislauf ( 4-5L Blut) bei einem normalen Blutzuckerspiegel (80mg%) nur das Äquivalent von gerade 1 Würfelzucker enthalten ist, die Hauptmenge des von der Nahrung aufgenommenen Zuckers wird in den sog. Glycogen-Speichern der Muskulatur ( etwa 400g) und der Leber (200g) zwischengelagert und wird bei Bedarf (körperliche Arbeit) unmittelbar zum Ausgleich des fallenden Blutzuckerspiegels kompensatorisch freigesetzt. Sind die Glycogenreserven nach längerer Ausdauerbelastung aufgebraucht, resultiert der sog. "Hunger-Ast", eine Unterzuckerung, die viele Sportler kennen, ebenso wie den "zweiten Wind", der nach Verzehr eines einfachen Riegels diese rasch (aber oft nur kurzzeitig) überwinden lässt.
Ob natürlich oder industriell hergestellt, ein Fruchtsaft enthält gleich viel Zucker wie Soda oder Cola: das Äquivalent von etwa 4-5 Würfelzuckern pro Glas in Form von Glucose und Fruktose. Dennoch ist der Verzehr einer Orange und das Trinken eines Obstsaftes für unseren Körper nicht das Gleiche - zunächst schon einmal deshalb nicht, weil wir mit dem Kopf die Kalorien-Aufnahme in den Getränken kaum berücksichtigen, wohingegen wir bei festen Nahrungsmitteln - selbst unbewusst - eher eine Kalorienbilanz und Sättigung bewerkstelligen können.
Getränke wie "Cola light" enthalten keine Zucker, sondern Süßstoffe wie Aspartam, sie bringen keine Kalorien, tragen aber dennoch zu keiner Gewichtsreduktion bei: im Gegenteil, diese Moleküle bringen die Regulations-Mechanismen durcheinander, die unsere Sättigungswahrnehmung bestimmen. Noch beunruhigender sind jüngste Studienergebnisse, die aufzeigen, dass das Risiko für die Manifestation eines Typ-II-Diabetes bei Frauen sich verdoppelt, wenn sie viel dieser "Light-Getränke" zu sich nehmen.
Wie ist das mit geläufig als "zuckerfrei" deklarierten Dingen wie Kaugummis, Ketchup u. a. ? Zuckerfrei bedeutet hier nur "ohne Saccharose" d. h. ohne unseren Haushaltszucker, auf den Etiketten lassen sich aber häufig synthetisch hergestellte andere Zucker wie Maltose, Xylose und Sorbit ausmachen, die nur halb so viel Kalorien zuführen wie die Saccharose und auch einer Karies-Entwicklung vorbeugen, aber im Darm oft eine Flatulenz bewirken. Die Industrie nutzt diese Zusatzstoffe sehr vielseitig zur Geschmacksverbesserung oder auch Konsistenz-Optimierung, in der Bilanz kumuliert der Zuckeranteil in unserer Ernährung hierdurch zusätzlich erheblich. Unsere Steinzeit-Vorfahren nahmen im Jahr nur ein Äquivalent von 22 Kaffeelöffeln Zucker zu sich, bei uns hat man einen Schnitt von 500 -1000 pro Jahr errechnet, nicht berücksichtigt sind dabei die in der heutigen Zeit dominierenden Kohlenhydrate unserer Ernährung in Form der Mehrfachzucker (s. o.).
H. E.