Quelle: www.weser-kurier.de - Von Frank Büter
Bremen. „Geschäftsprozesse“ lautete das Thema der Abschlussprüfung, die Emily Schoen am Dienstag geschrieben hat. An diesem Mittwoch stehen für die angehende Industriekauffrau noch zwei weitere, kleinere Prüfungsteile rund um den Bereich „Rechnungswesen“ an. „Ich bin gut vorbereitet“, sagt Emily Schoen und klingt dabei überaus fröhlich. Sie freut sich, dass die Lernphase nun vorbei ist. Endlich vorbei ist. Denn zuletzt ist sie täglich von der Arbeit aus direkt zur Klubanlage des Bremer HC gefahren, hat sich ins Vereinsheim gesetzt und vor dem Training noch in die Bücher geschaut. Jetzt kann sich die Hockeyspielerin wieder voll und ganz auf ihr Hobby konzentrieren. Denn auch dort steht für Emily Schoen eine Reifeprüfung auf dem Programm: An diesem Sonnabend startet die 21-Jährige mit dem BHC als Aufsteiger in die Premierensaison der 1. Hallen-Bundesliga Nord.
Sie sei voll motiviert, sagt Emily Schoen. Was auch daher kommt, dass sie zuletzt eine Auszeit vom Hockeysport genommen hat. Freiwillig. Nach einem furiosen ersten Halbjahr 2018 mit dem Doppelaufstieg in Halle und Feld hatte sie das Gefühl, mal eine Pause zu brauchen. „Mit wurde alles zu viel“, sagt Emily Schoen. Sie wollte mal ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn man nicht nur tagein, tagaus zwischen Arbeitsplatz und Hockeyplatz pendelt. Wenn man auch mal Zeit hat für die Familie, für Freunde. Wenn man an einem Wochenende auch mal spontan etwas unternehmen kann, mal wegfahren kann – ohne auf den Spielplan gucken zu müssen.
Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt Emily Schoen bereits Hockey, zunächst beim Club zur Vahr, seit 2014 beim Bremer HC, der seinerzeit noch in der Oberliga angesiedelt war. Sie hat die steile Entwicklung der ersten Damenmannschaft quasi hautnah miterlebt. Sie war Teil des rasanten Aufstiegs bis in Liga eins, den sie selbst als „megakrass“ bezeichnet. Die selbst gewählte Auszeit, sie hat ihr gutgetan. Zumindest in den ersten fünf, sechs Wochen. Sie hat es genossen, sich die Zeit selbst einteilen zu können. „Da habe ich mal gemerkt, wie lang so ein Tag sein kann ohne Training am Abend“, sagt Emily Schoen und lacht. Doch bald war es nicht mehr schön für Emily Schoen. Im Gegenteil: „Es war grausam“, sagt die 21-Jährige. Grausam, nicht mehr Teil des Teams zu sein, das fünfmal, sechsmal pro Woche zusammenkommt. Nicht mehr Teil der Hockeyfamilie zu sein. Und deshalb, sagt Emily Schoen, sei sie froh gewesen, als die Feldrunde in die Pause ging und sie zum Start der Hallenvorbereitung wieder ins Training einsteigen konnte.