Eine Lehrstunde für den Bremer HC

03.12.2018

Der deutsche Meister Club an der Alster hat dem Aufsteiger beim 14:1 nicht den Hauch einer Chance gelassen. Beste Spielerin des BHC war Torfrau Mali Wichmann, die mit vielen Paraden Schlimmeres verhinderte.

Quelle: www.weser-kurier.de - Von Jörg Niemeyer

Rein vom Ergebnis her war es für die Hockey-Damen des Bremer HC ein Tag zum Vergessen. 1:14 gegen den Club an der Alster, nachdem sich beim 0:9 zur Pause sogar eine kleine sportliche Katastrophe angebahnt hatte. Und dann zum Ärger der Betroffenen auch noch diverse Autoaufbrüche im Umfeld der Unihalle, wo der BHC sein erstes Hallenbundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte austrug: Diese Premiere hatte wahrlich einige Schattenseiten.

Bei genauerer Betrachtung gab es beim Erstliga-Debüt der Bremerinnen jedoch auch viel Licht. Angefangen bei den 350 treuen Fans des BHC, die ihre Mannschaft nach der Schlusssirene mit ganz viel Applaus verabschiedeten, über den großartigen Einsatz der erwartungsgemäß chancenlosen Spielerinnen bis hin zur glänzenden Vorstellung der BHC-Torfrau Mali Wichmann hatte sich der Aufsteiger ganz ordentlich präsentiert.

„Wir haben heute nichts zu verlieren“, hatte Klubchef Christian Stubbe schon vor der Partie gesagt. Das klang zwar nach Tiefstapelei, war es aber nicht. Mit dem Club an der Alster trat immerhin der amtierende deutsche Hallenmeister in Bremen an – mit seinem nahezu stärksten Aufgebot und dem von der ersten Sekunde an erkennbaren Willen, in dieser Saison erneut etwas reißen zu wollen. Da verteilten die Hamburgerinnen keine Geschenke und nahmen auch keine Rücksicht auf den „Superspieltag“ des BHC, der in drei Begegnungen am Stück drei Niederlagen kassierte. Denn die Oberliga-Damen verloren gegen den Club zur Vahr II (2:6) ebenso wie die Regionalliga-Herren gegen den Marienthaler THC (3:5).

Enttäuschte Gesichter gab es zumindest bei den Bundesliga-Spielerinnen nicht. Natürlich fühlte sich das hohe Ergebnis schlecht an, aber die Gastgeberinnen hatten sich nichts vorzuwerfen. Sie hatten 60 Minuten lang gekämpft gegen einen Kontrahenten, der – keine Überraschung – in fast jeder Beziehung einfach besser war. „Vielleicht hätten wir ein oder zwei Tore mehr schießen müssen“, sagte Svea Hartmann, die Schützin des ersten Hallenbundesliga-Tores des BHC zum zwischenzeitlichen 1:11 in der 41. Minute. Das stimmte, denn der Aufsteiger hatte einige weitere Chancen – allen voran Paulina Liesenhoff, die einmal an der Gäste-Torfrau scheiterte (56.) und kurz darauf den Ball nach einem tollen Konter am leeren gegnerischen Tor vorbeischob (59.). Doch nimmt man noch den Schuss von Laura Lippmann dazu, die nach der ersten Ecke ihres Teams aus sechs Metern freistehend vorbeizielte (35.), und die Minichance von Greta Schabacker (36.), waren auch schon alle BHC-Möglichkeiten aufgelistet.

„Der Club an der Alster ist in Deutschland das Maß der Dinge“, sagte Trainer Martin Schultze und akzeptierte das Ergebnis gefasst. Ja, es hätte auch schlimmer kommen können für seine Schützlinge, bestätigte der Coach. Vor allem Mali Wichmann war es zu verdanken, dass die Hamburgerinnen die 20-Tore-Marke nicht knackten. Mit vielen Paraden und großartigen Reflexen verhinderte die Torfrau viele weitere Gegentreffer. Für sie war es in gewisser Weise ein dankbares Spiel, weil sie viel zu tun hatte und sich dabei auszeichnen konnte. „Aber mit einem Sieg macht es mir mehr Spaß“, sagte sie auch.

Unter dem Dauerdruck des Meisters

Das Vorhaben der Gastgeberinnen, es dem Club an der Alster möglichst schwer zu machen, war schon im ersten Angriff der Gäste gescheitert. Anne Schröder verlängerte einen Pass von außen über Mali Wichmann hinweg zum 0:1. Es war der Startschuss einer fulminanten ersten Halbzeit des Meisters, der den Aufsteiger kaum über die Mittellinie kommen ließ – geschweige denn, ihm eine Chance gestattete. Technisch und taktisch war es eine Augenweide, was der Favorit zelebrierte. „Die haben sich auch mit der hohen Führung nicht zufrieden gegeben“, sagte Schultze.

Nach der Pause entzog sich der BHC dem Dauerdruck der ersten 30 Minuten, ohne dass die Gäste die Kontrolle über das Spiel verloren. „Wir haben als Team gut gearbeitet“, befand Mali Wichmann. Das wird am kommenden Sonnabend umso notwendiger sein, denn dann steht in Hamburg um 14 Uhr das erste von zwei den Abstiegskampf wohl entscheidenden Partien gegen den Klipper THC an.   

Bremer HC: Wichmann; Hartmann, Steikowsky, Lippmann, Lüschen, Liesenhoff, Frerichs, Schoen, Schabacker, Davidsmeyer, Heuser.